Blanc de Noir - Weißwein aus roten Trauben

Blanc de Noir – Weißwein aus roten Trauben

Wenn man an Weißwein denkt, hat man normalerweise grüne oder goldgelbe Tropfen aus weißen Traubensorten vor Augen. Doch es gibt eine besondere Weinspezialität, die alle Erwartungen auf den Kopf stellt – den Blanc de Noir, einen Weißwein der aus roten Trauben gekeltert wird.

Diese auf den ersten Blick paradoxe Weinbautradition hat eine lange Geschichte und stellt die Winzer vor einige besondere Herausforderungen. Doch wenn alles perfekt gelingt, dann vereint der Blanc de Noir das Aroma und die Komplexität roter Rebsorten mit der Frische und Eleganz eines Weißweins.

Was ist Blanc de Noir?

Blanc de Noir (französisch für “Weißer aus Schwarz”) ist ein Weißwein, der überraschenderweise aus roten Traubensorten gewonnen wird. Bei diesem traditionellen Weinherstellungsverfahren werden die Traubenschalen unmittelbar nach der Lese von dem Traubensaft getrennt. So entsteht ein farbloser, aber aromatisch sehr interessanter Weißwein aus roten Rebsorten wie Spätburgunder, Cabernet Sauvignon oder Merlot.

Herkunft des Namens

Der Name “Blanc de Noir” ist in der Champagne entstanden, wo diese Methode seit Jahrhunderten zur Herstellung der Grundweine für die prickelnden Schaumweine genutzt wird. Die hellen Weine ergeben feinperlige Champagner mit komplexer Aromatik.

Geschichte dieser Weinbautradition

Die Ursprünge des Blanc de Noir gehen bis ins Mittelalter zurück. In Zeiten, als die Weinbereitung noch auf kleinem Raum stattfand, mussten rote und weiße Trauben oft zusammen verarbeitet werden. Um einen weißen Wein zu erhalten, wurden die roten Beerenhäute schnell vom Most getrennt.

Im französischen Weinbaugebiet Champagne setzte sich diese Praxis durch, da hier der hohe Säuregehalt der hellen Blanc de Noirs perfekt für die Herstellung von Schaumweinen geeignet war. Bis heute sind Blanc de Noirs ein wichtiger Bestandteil erstklassiger Champagner.

Herstellung von Blanc de Noir

Die Auswahl der richtigen roten Rebsorte ist der erste wichtige Schritt zur Herstellung eines hochwertigen Blanc de Noir.

Auswahl der roten Rebsorten

Obwohl theoretisch alle roten Trauben verwendet werden können, eignen sich einige Sorten aufgrund ihrer ausgeprägten Aromen und ihres hohen Säuregehalts besser als andere.

In der Champagne setzen die Winzer traditionell auf Spätburgunder (Pinot Noir) und Pinot Meunier, die dem späteren Schaumwein Kraft, Struktur und feine Röstaromen verleihen. Für stilvolle Blanc de Noirs aus anderen Regionen werden oft Trauben von Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah oder Grenache verwendet. Diese Rebsorten bringen Noten von roten Beeren, Kirschen, Gewürzen und einen anregenden Säuregehalt mit.

Rote Rebsorten - Weingut Story

Kelterprozess zur Trennung von Most und Beerenhäuten

Im Mittelpunkt der Blanc de Noir-Herstellung steht der Kelterprozess, bei dem der frisch gewonnene Traubenmost von den farbgebenden roten Beerenhäuten getrennt wird. Dafür gibt es zwei gängige Methoden:

  1. Direktpressung der ganzen Trauben mit anschließender Klärung des Mostes
  2. Kurze Maischestandzeit von wenigen Stunden mit nachfolgender Abpressung

Bei beiden Verfahren ist äußerste Sorgfalt geboten, um den Kontakt des Mostes mit den Beerenhäuten so gering wie möglich zu halten. Je länger die Maischestandzeit, desto mehr Farb- und Gerbstoffe gehen in den Most über.

Gärung und Ausbau

Nach der schonenden Kelterpressung wird der klar gewordene Most in die alkoholische Gärung überführt. Diese kann je nach Stil des Weins in Edelstahltanks oder kleinen Barriquefässern aus Eichenholz stattfinden.

Bei der Gärung in Edelstahltanks bleibt die frische, fruchtige Aromatik des Blanc de Noir am besten erhalten. Hingegen verleiht der Ausbau in neuen, getoasteten Barriques dem Wein komplexere Röst- und Vanillearomen sowie einen cremigeren Körper.

Nach der alkoholischen Gärung folgt oft noch eine kurze bis längere Lagerung auf der Feinhefe, um die Aromen zu vereinen und dem Wein mehr Dichte und Fülle zu verleihen. Die Lagerungsdauer kann dabei von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren variieren.

Insgesamt erfordert die Herstellung edelster Blanc de Noirs große Erfahrung und Fingerspitzengefühl des Winzers. Nur wenn alle Schritte perfekt aufeinander abgestimmt sind, entstehen am Ende Weine von höchster Klarheit, Finesse und dem unverwechselbaren Aroma der roten Traubensorten.

Aromen und Geschmacksprofile

Die aromatische Bandbreite der Blanc de Noirs ist enorm vielfältig und reicht von fruchtigen über floralen bis hin zu würzigen und mineralischen Noten. Dabei spiegeln sich die charakteristischen Duftnoten der verwendeten roten Rebsorten im Bukett wider.

Typische Aromen von Blanc de Noir Weinen

Blanc de Noirs aus Spätburgunder/Pinot Noir offenbaren oft delikate Aromen roter Beeren wie Himbeeren, Johannisbeeren und Kirschen. Hinzu kommen häufig feine Gewürznoten von Nelken, Zimt und Erde. Cabernet Sauvignon und Merlot bringen zusätzlich Nuancen von Cassis, Brombeeren, schwarzen Johannisbeeren und grüner Paprika mit. Besonders kräftige, nach roten Früchten und Pfeffer duftende Blanc de Noirs können aus der Rebsorte Syrah entstehen.

Im Geschmack überraschen die hellen Weine aus roten Trauben mit einer vielschichtigen Aromenvielfalt, einer präsenten, oft zitrischen Säure und einem langanhaltendem, elegant strukturiertem Körper. Insgesamt erinnert ihr Charakter an einen Weißwein, wird aber durch die feinen Röstaromen der roten Beerenfrüchte bereichert.

Einfluss der Rebsorte und Bodenbeschaffenheit

Neben der Rebsorte selbst prägen auch die Bodenbeschaffenheit und das Mikroklima einer Anbauregion die Aromen und Geschmacksnuancen des späteren Weins. Zum Beispiel verleihen kalkhaltiger Kalkstein oder Lehm den Weinen oft eine feine Mineralität. Aus warmen Schieferböden entwickeln sich häufig besonders fruchtige Aromen.

In kühlen Klimaten wie der Champagne zeigen die Blanc de Noirs eine straffe, zitrusartige Säurestruktur, während sie aus wärmeren Regionen wie dem Rhônetal oder Languedoc opulentere, würzigere Nuancen offenbaren.

Diese Vielfalt macht Blanc de Noir Weine zu spannenden Entdeckungen für alle Weinliebhaber. Je nach Rebsorte, Terroir und Vinifikation zeigt jeder Blanc de Noir sein ganz individuelles Gesicht.

Berühmte Anbauregionen

  • Champagne
    Als Wiege der Blanc de Noir Weine gilt die Champagne in Frankreich. Hier werden die Cuvées für die prickelnden Schaumweine zum großen Teil aus den roten Rebsorten Pinot Noir und Pinot Meunier gekeltert.
    In der Champagne entstehen aber auch hervorragende stille Blanc de Noir Weine aus reinsortigen Pinot Noir Trauben wie der ikonische “Cramant” von Salon. Diese Luxuscuvée aus der Grand Cru Lage Cramant zählt zu den kostbarsten Weißweinen der Welt.
  • Loire
    Ein anderes französisches Anbaugebiet mit einer langen Tradition ist die Loire. Hier keltern die Winzer vor allem die Rebsorten Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir. Das Ergebnis sind frische, feingliedrige Weine mit Aromen von Himbeeren, Grapefruit und weißen Blüten.
    Besonders erwähnenswert sind die Blanc de Noir Weine aus Saumur, Saumur-Champigny und Chinon. Sie begeistern mit ihrer Leichtfüßigkeit, großen Frische und ihrer wunderbaren Eignung als Speisenbegleiter.
  • Weitere Regionen
    Neben Frankreich haben sich auch andere Weinbauländer auf die Produktion der Weißweine aus roten Trauben spezialisiert. In Italien entstehen ausgefallene Spezialitäten aus Nebbiolo, Syrah und anderen roten Trauben in Regionen wie dem Piemont und der Toskana.
    Auch Winzer aus überseeischen Ländern wie Südafrika, Neuseeland und Kalifornien entdecken die Faszination der Blanc de Noirs für sich. Mit ihren ausbalancierten, aromatischen Weinen aus Cabernet und Syrah Trauben sorgen sie für Furore in der Welt der weißen Weine.

Der Blanc de Noir ist somit längst keine lokale Besonderheit mehr, sondern eine innovative Stilrichtung, mit der ambitionierte Winzer weltweit experimentieren.

Weinanbau Regionen - Weingut Story

Speiseempfehlungen und Trinktemperatur

Die elegante Frische und der komplexe Aromakosmos machen Blanc de Noir Weine zu vielseitigen Begleitern für eine Vielzahl kulinarischer Köstlichkeiten. Besonders empfehlenswert sind sie zu:

  • Meeresfrüchten wie Jakobsmuscheln, Hummer oder Garnelen
  • Geflügelgerichten mit heller Sauce
  • Zarten Kalb- und Schweinefleischgerichten
  • Frischkäse, reifem Ziegenkäse und mittelkräftigem Käse
  • Fruchtigen Desserts wie Erdbeer-Rhabarberkuchen

Die knackige Säure, delikate Frucht und der schlanke Körper machen sie zur idealen Wahl für den Sommer oder generell als Essensbegleiter an heißen Tagen.

Um die vielschichtige Aromenvielfalt optimal zu genießen, sollte der Wein nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm getrunken werden. Die perfekte Serviertemperatur liegt zwischen 8 und 12 Grad Celsius.

Bei dieser moderaten Kühlung entfalten die Weine ihre blumigen, fruchtigen und würzigen Noten am besten. Zu kalt getrunken, wirken sie oft ein wenig verschlossen und herb. Übermäßig aufgewärmt, verlieren sie hingegen schnell an Frische und Eleganz.

Mit etwas Geduld und dem richtigen Kühlungsgrad werden Blanc de Noirs zu einem aromatischen Highligt, das Weinliebhaber auf der ganzen Welt zu schätzen wissen.

Ein typisches Erkennungsmerkmal von Blanc de Noir Weinen ist ihre hellgoldene bis zartlachsfarbene Tönung. Je nach Rebsorte und Ausbau kann die Farbnuance von grünlichen über zitronengelb bis zu lachsrosa reichen. Generell haben Blanc de Noirs eine leicht kräftigere Farbe als klassische Weißweine aus weißen Trauben. Diese zarte Färbung entsteht durch die kurze Maischestandzeit mit den roten Beerenhäuten.

Die meisten Blanc de Noirs aus Frankreich sind auf einen eher frühen Trinkgenuss ausgerichtet und sollten innerhalb von 2-5 Jahren getrunken werden. Allerdings haben einige wenige Spitzenerzeuger wie Salon mit ihrem “Cramant” auch bewiesen, dass gewisse Blanc de Noirs aus besten Lagen ein beeindruckendes Reifepotenzial von bis zu 20 Jahren besitzen können. Insgesamt lässt sich sagen: Je hochwertiger der Wein, desto höher sein Lagerpotenzial.

Sowohl Blanc de Noirs als auch Rosés werden aus roten Traubensorten hergestellt. Der entscheidende Unterschied liegt in der Keltermethode. Beim Blanc de Noir hat der Most nur eine sehr kurze Kontaktzeit mit den Beerenhäuten. Dadurch nimmt er kaum Farbe, aber die fruchtigen Aromen auf. Rosé Weine hingegen haben eine längere Maischestandzeit und nehmen deutlich mehr Farb- und Gerbstoffe auf, was zu ihrer kräftigeren Farbe und mehr Tanninen führt.

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