Andreas Brummund
Das von Andreas Brummund geführte Weingut ist bekannt für handwerklich hergestellte Weine aus Rheinhessen. Das Weingut zeichnet sich durch die Leidenschaft für traditionelles Handwerk mit modernem Ansatz aus und strebt danach, das Glück und die Freude am Weinbau über regionale Grenzen hinaus zu teilen. Das Sortiment umfasst charakterstarke Weine, die sowohl die Individualität des Winzers als auch die Vielfalt der Region widerspiegeln.
Inspiriert durch mein Studium und die Liebe zu Südtirol, habe ich den Gewürztraminer trocken ausgebaut. Er hat eine einzigartige Aromatik, die nicht nur blumig und fruchtig ist, sondern auch eine würzige Note im Abgang hat. Dieses Spiel der Aromen fasziniert mich immer wieder.
Andreas Brummund
Herr Brummund, können Sie uns Ihre Philosophie beschreiben? Was unterscheidet sie von anderen?
Andreas Brummund (AB): Ich stehe für nachhaltigen und naturnahen Weinbau, der zukunftsorientiert ist. Mein Sortiment umfasst frische, fruchtige Weine, die gleichzeitig eine gewisse Länge und Lagerfähigkeit besitzen. Es ist mir wichtig, dass die Weine ein Erlebnis bieten und einfach Spaß machen.
Arbeitet ihr bei euch mit Handlese oder setzt ihr auch auf automatisierte Verfahren?
AB: Es ist eine Mischung aus beidem. Die meisten Weinberge werden per Hand gelesen. Bei der Arbeit im Weinberg, vom Rebschnitt bis zur Ernte, achten wir darauf, individuell auf die Bedürfnisse der Pflanzen und die Gegebenheiten jedes Jahres zu reagieren.
Sie betonen, dass im Weinbau nicht alles über einen Kamm geschoren werden kann. Jeder Winzer hat seine eigene Herangehensweise, was den Wein so einzigartig macht. Sie sprechen von zukunftsfähigem, naturnahem Wein, der sowohl fruchtig als auch lagerfähig sein soll. Das klingt nach Zielen, die viele Winzer teilen würden, besonders die Nachhaltigkeit. Können Sie erläutern, was Ihre Vorgehensweise besonders macht?
AB: Mein Ansatz basiert teilweise auf der Tradition meiner Familie. Mein Opa war Landwirt und meine Oma hat sich um den Wein gekümmert. In der Werkstatt meines Opas, wo früher Geräte repariert wurden, entstehen jetzt meine Weine. Ich verbinde Tradition mit Moderne und versuche, das Beste aus jedem Jahrgang herauszuholen, um unverwechselbare Weine zu kreieren.
Interessant. Wie sehen Sie den Trend zum ökologischen Weinbau? Viele Weingüter setzen darauf. Ist das auch ein Teil deiner Philosophie?
AB: Ökologische Zertifizierung verfolge ich nicht direkt. Sie bringt Verpflichtungen mit sich, die nicht immer zu meiner Philosophie passen. Ich nehme aus dem konventionellen und dem ökologischen Weinbau das Beste für meine Weine und leite daraus meinen eigenen, zukunftsfähigen Ansatz ab. Es geht darum, mit Verstand und Verantwortung zu handeln, nicht um reine Geldmacherei.
Sie hatten mal erwähnt, dass man im Weinbau ein jeder Winzer seine eigene Methode hat. Das macht Wein so einzigartig mit seinen vielen Facetten. Aber was genau macht für Sie einen Wein wirklich herausragend, so dass man beim Genießen denkt: Dieser Tropfen ist einfach fantastisch ?
AB: Ein außergewöhnlicher Wein ist das Ergebnis vieler Faktoren, die perfekt zusammenspielen. Es beginnt im Frühjahr mit der Rebenpflege und setzt sich über die Lagerung bis zur Veredelung fort. Die letzten Jahre hatten wir durchweg gute Weinjahre. Besonders entscheidend sind oft die letzten Wochen der Vegetationsperiode, in denen es darauf ankommt, gesunde, vollreife Trauben zu ernten. Jedes Jahr bringt seine Herausforderungen mit sich, aber genau das ist unser Antrieb: Jedes Jahr das Beste aus dem Weinberg zu holen.
Und wie sieht es mit dem Team aus? Weinbau ist sicherlich keine Ein-Mann-Show. Wie viele Leute sind bei der Lese und den anderen Arbeiten beteiligt?
AB: Im Zentrum steht natürlich meine Philosophie und meine Vision für den Wein. Aber es ist ein Teamwork, besonders zur Lesezeit. Wir setzen auf Saisonarbeitskräfte für die anfallenden Arbeiten im Weinberg. Das schließt den Rebschnitt im Winter und das Entfernen des alten Laubs ein. Ohne diese Unterstützung wäre die Arbeit nicht zu schaffen. Meine Familie und Freunde sind auch immer wieder eine große Hilfe.
Außerhalb der Lesezeit, sind Sie es dann, der alle Entscheidungen trifft, zum Beispiel ob mehr Riesling angebaut werden soll?
AB: Ja, genau. Die Entscheidungen treffe ich allein. Es geht darum, eine langfristige Vision zu haben, denn Veränderungen im Weinberg sind nicht über Nacht umsetzbar. Reben benötigen Jahre, um zu reifen und qualitativ hochwertige Weine zu produzieren. Die Entscheidung für bestimmte Rebsorten ist eine langfristige Investition.
Gibt es bestimmte Rebsorten, die Sie als ‘Zukunftsweine’ betrachten, zum Beispiel weil sich die Reben besser an klimatische Veränderungen anpassen?
AB: Genau, es gibt Rebsorten, die mit klimatischen Herausforderungen besser umgehen können. Wir brauchen Reben, die weniger Pflanzenschutz benötigen und robust gegenüber klimatischen Schwankungen sind. Das ist ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit, um nachhaltig und zukunftsorientiert zu wirtschaften.
Haben Sie einen Wein-Favoriten in Ihrem Portfolio, auf den Sie besonders stolz sind?
AB: Natürlich bin ich auf jeden meiner Weine stolz, sonst würde ich sie nicht herstellen. Aber es gibt immer Highlights im Sortiment, die für mich persönlich etwas Besonderes sind. Jeder Wein hat seine eigene Geschichte und spiegelt einen Teil unseres Weinguts wider.
Hand auf’s Herz: Gibt es einen Wein, den Sie besonders hervorstechend finden?
AB: Obwohl ich natürlich alle meine Weine schätze, habe ich eine besondere Vorliebe für den Gewürztraminer. Inspiriert durch mein Studium und die Liebe zu Südtirol, habe ich den Gewürztraminer trocken ausgebaut. Er hat eine einzigartige Aromatik, die nicht nur blumig und fruchtig ist, sondern auch eine würzige Note im Abgang hat. Dieses Spiel der Aromen fasziniert mich immer wieder.
Das klingt verlockend. Sie bieten aber auch einen Blanc de Noir an. Wie passt dieser ins Bild, da Ihr Sortiment hauptsächlich aus Weißweinen besteht?
AB: Der Blanc de Noir ist ein spannender Wein: Ein Weißwein aus roten Trauben. Er vereint die Struktur eines Rotweins mit der Frische eines Weißweins, was ihm eine besondere Komplexität verleiht. In den letzten Jahren hat er viel Zuspruch gefunden, besonders als Alternative zu Roséweinen.
Das Weingut Brummund ist also hauptsächlich auf Weißweine spezialisiert. Planen Sie das Sortiment in Zukunft zu erweitern?
AB: Ja, unser Fokus liegt auf Weißweinen, aber wir sind immer offen für Neues. Wir experimentieren mit verschiedenen Rebsorten und arbeiten eng mit Rebschulen zusammen, um unser Angebot zu diversifizieren. Es geht darum, die richtige Balance zu finden und Weine zu kreieren, die unsere Philosophie widerspiegeln.
Sie haben die Zusammenarbeit mit Rebschulen erwähnt. Wie entscheiden Sie, welche Reben gepflanzt werden, und wie passt das in Ihre langfristige Vision für das Weingut?
AB: Die Auswahl der Reben ist ein sorgfältiger Prozess, bei dem verschiedene Klonen von Reben berücksichtigt werden. Wir arbeiten eng mit Rebschulen zusammen, um die besten Optionen für unseren Standort und Boden zu finden. Es geht nicht nur um die aktuelle Weinproduktion, sondern auch darum, wie diese Entscheidungen die Zukunft unseres Weinguts beeinflussen.
Und wie sieht deine Zukunftsvision für das Weingut Andreas Brummund aus?
AB: Mein Ziel ist es, Menschen weltweit mit meinen Weinen zu begeistern. Ich möchte, dass sie sich an den Moment erinnern, in dem sie einen meiner Weine getrunken haben, und die Qualität und Leidenschaft spüren, die in jedem Tropfen steckt. Es geht darum, die deutsche Weintradition zu ehren und gleichzeitig neue Wege zu gehen.
Als Winzer übernehmen Sie viele Rollen – vom Mechaniker bis zum Chemiker. Wie gehen Sie mit dieser Vielfalt an Aufgaben um?
AB: In einem kleinen Betrieb muss man tatsächlich in viele Rollen schlüpfen. Das ist herausfordernd, aber es ermöglicht auch eine direkte Verbindung zum Endprodukt. Jeder Wein, den wir produzieren, trägt meine Handschrift und das ist etwas, das man in einem größeren Betrieb so nicht finden würde.
Angenommen, jemand möchte einen Ihrer Weine für ein besonderes Ereignis in 10 Jahren aufheben. Welche Weine würden sich dafür eignen?
AB: Viele unserer Weine, einschließlich der Rotweine und auch bestimmte Weißweine wie Riesling, sind durchaus lagerfähig. Ein gut gelagerter Wein kann über Jahre hinweg an Komplexität gewinnen. Selbst ein Chardonnay kann, wenn er gut ausgebaut und richtig gelagert wird, eine hervorragende Entwicklung durchmachen. Es ist immer auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und des richtigen Lagerungsprozesses.
Wenn jemand Andreas Brummund und sein Weingut kennenlernen möchte, welche Weine würden neben dem Gewürztraminer noch in den Einkaufswagen gehören?
AB: Neben dem Gewürztraminer, der wirklich eine Besonderheit darstellt, würde ich unseren Blanc de Noir und Spätburgunder empfehlen. Diese Weine repräsentieren unterschiedliche Facetten unseres Sortiments und bieten eine gute Einführung in unsere Philosophie und Herangehensweise. Es sind Weine, die sowohl die Vielfalt als auch die Qualität unseres Angebots zeigen.
Gibt es bestimmte Weine, die Sie für besondere Momente empfehlen würden, etwa für ein Jubiläum oder ein großes Familienfest?
AB: Für solche Anlässe empfehle ich unsere Spitzenweine, wie beispielsweise einen besonderen Riesling oder Gewürztraminer aus exzellenten Jahrgängen. Diese Weine haben ein hohes Alterungspotenzial und können einen besonderen Moment wunderbar begleiten und bereichern. Es sind Weine, die mit ihrer Geschichte und ihrem Charakter beeindrucken und in Erinnerung bleiben.
Sie stellen auf dem Weingut “Andreas Brummund” auch einen Crémant her.
AB: Ja, wir stellen unseren eigenen Crémant her, aber aus steuerlichen und bürokratischen Gründen in Deutschland übergeben wir den Prozess der Versektung an einen Partner. Es ist ein komplexer Prozess, bei dem die deutsche Steuerbehörde involviert ist, aber der Crémant ist definitiv ein Teil unseres Portfolios und eine Spezialität, auf die wir stolz sind.
Crémant ist ja oft ein Hit bei den Gästen. Haben du ähnliche Erfahrungen gemacht?
AB: Absolut. Crémant kommt immer gut an, und ich habe noch niemanden getroffen, der ihn nicht mochte. Bei einer Weinmesse konnte Crémant sogar eine Gruppe mit sehr unterschiedlichen Geschmäckern überzeugen. Es ist ein Getränk, das Menschen zusammenbringt.
Wenn man Sie bei einer Blindverkostung testen würde, könnten Sie dann Ihre eigenen Weine erkennen?
AB: Ja, ich bin ziemlich sicher, dass ich meine Weine identifizieren könnte, insbesondere Spezialitäten wie den Gewürztraminer. Man entwickelt ein besonderes Verhältnis und eine tiefgehende Kenntnis der eigenen Weine. Es geht nicht nur um den Geschmack, sondern auch um die Nuancen und das Gesamterlebnis, das der Wein bietet.
Sie sind oft auf Weinmessen unterwegs. Was bedeutet das für Sie und Ihr Weingut?
Ab: Weinmessen sind eine großartige Gelegenheit, unsere Weine einem breiteren Publikum vorzustellen und direktes Feedback zu bekommen. Es ist auch eine Chance, sich mit Kollegen auszutauschen und neue Trends und Entwicklungen in der Weinwelt zu entdecken. Für mich persönlich ist es immer wieder spannend, die Reaktionen der Besucher auf unsere Weine zu sehen und neue Kontakte zu knüpfen.